5. Einwilligung

Lebten wir in einer gesunden Gesellschaft und Kultur, dann hätten wir den Zustand der Einwilligung schon in den frühen Jahren unseres Lebens entwickelt. Das ist das große Geheimnis der initiatisch lebenden Naturvölker.

Die Initiation der Jugendlichen setzt einen eindeutigen Einschnitt zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. So werden Tod (des Kindheits-Ichs) und Wiedergeburt auf neuer, höherer Stufe (als Mitglied der Erwachsenengemeinschaft) rituell dargestellt und als Realität erlebt. Auf gesunde und glückliche Weise unser Schicksal zu begrüßen, ist das Geheimnis menschlichen Lebens. Wenn wir so weit gereift sind, dass wir unser Schicksal mit Freuden annehmen, werden wir das scheinbar Paradoxe verstehen: wir leben mitten im Herzen der Realität, und gleichzeitig sind wir selbst die ganze Wirklichkeit. Die Trennung zwischen Ich und Welt löst sich auf. Die Mitte ist überall.

„Gespräch mit dem Tod; Käthe Kollwitz” © VG Bild-Kunst, Bonn 2004

Depressive Resignation ist nicht dasselbe wie Bereitschaft. Hat der Sterbende wahre Bereitschaft erreicht, wird er einen gelassenen Humor zeigen, den der depressiv Resignierende nicht hat. Ein Sterbender in diesem Zustand ist ruhig und in Frieden; er erwartet gelassen das kommende Ende. Seine Aufmerksamkeit gehört nicht mehr dieser Welt. Er ist bereit, in die göttliche Ekstase einzutreten.