Jedes abwehrende Urteil über einen unangenehmen Reiz, das nicht kommuniziert werden kann, wird vom Körper-Geist als Anspannung abgespeichert. Jedesmal, wenn einem angenehmen Reiz nicht nachgegangen werden kann, wird dieses unerfüllte Verlangen als Frustration gespeichert. Aus diesem Gemenge von Anspannung und Frustration entstehen die Grundgefühle des Menschen.
Die Grafik auf der nächsten Seite zeigt die Verankerung der verschiedenen seelischen Blockaden im Körper.
Die Gefühle Angst, Wut und Trauer sind gesellschaftlich so tabu, dass sie mit den zugehörigen ursprünglichen Erinnerungen tief im Unterbewusstsein (im sogenannten Schatten) gespeichert werden. Dort führen sie ein unerkanntes Eigenleben, dessen Auswirkungen für fast alle Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen verantwortlich sind. Diesen Gefühlen ist gemeinsam, dass ihre Resonanzbereiche in der unteren Körperhälfte angesiedelt sind.
Das aus diesen im Kindesalter aufgebauten Blockaden später entstehende Leid erscheint uns dann so, als sei es ein untrennbarer Teil von uns. Es äußert sich in Lieblosigkeit, unterdrückter Lebensenergie und Zweifeln. Diese im oberen Bereich des Körpers angesiedelten Blockaden sind mehr oder weniger gesellschaftlich anerkannt und akzeptiert. Sie finden ihren Ausdruck in unseren täglichen Dramen und bilden den Stoff für sämtliche Seifenopern. Obwohl uns das Drama regelmäßig von neuem präsentiert wird, wird an eine Auflösung nur selten gedacht.

Der Schatten: Die verborgene Seite der Seele
- Angst ist die erste negative Emotion, die ein Baby entwickelt, wenn ihm die nährende Quelle entzogen wird und es nicht erkennen kann, dass sie rechtzeitig genug zurückkehren wird, um es am Leben zu erhalten.
- Ein Kleinkind reagiert mit Trauer wenn ihm Sicherheit und Geborgenheit entzogen werden und es den Grund dafür nicht versteht.
- Wenn ein Kind sich zu hilflos fühlt, um etwas gegen seine Angst und seine Trauer zu tun, reagiert es mit dem Ersatzgefühl Wut. Häufig ist es ihm aber auch nicht erlaubt, diese Wut zum Ausdruck zu bringen.
Die Person: Die gesellschaftlich akzeptierte Seite der Seele
- Wenn die Gefühle Angst, Trauer und Wut nicht von reifen Eltern empfangen werden, verwandeln sich diese unterdrückten Gefühle in die fortwährende Klage „Du liebst mich nicht”. Diese Klage wird unterdrückt und wird so zur Ursache für Lieblosigkeit uns selbst gegenüber.
- Die Lieblosigkeit uns selbst gegenüber führt dazu, unsere Lebenskraft nicht bewusst wahrzunehmen, und es gelingt uns nicht, sie auf gesunde Weise frei auszudrücken. Das Ergebnis ist Resignation oder (mitunter chaotisches) Aufbegehren.
- Wenn wir nie gelernt haben, die volle Verantwortung für unsere Gefühle und unterdrückten Impulse zu übernehmen, leben wir in einem andauernden Zustand von Zweifel, Beunruhigung und/oder Niedergeschlagenheit.
Die drei letztgenannten Zustände von Unverbundenheit, Verantwortungslosigkeit und Verwirrung sind erstaunlicherweise mehr oder weniger gesellschaftlich akzeptiert. Nichts desto weniger sind sie die Hauptursache für das unnötige Leiden in der Welt. Die Auflösung dieser Zustände kann nur geschehen, indem man sich in den Tabubereich der ursprünglichen Verletzungen hineinwagt.
Wenn Wut, Angst und Trauer (die ersten drei Punkte) nicht angemessen ausgedrückt werden dürfen, solange wir noch klein und verletzlich sind, verwandeln sie sich später in Äußerungen von Zorn, Feigheit und Arroganz, welche knapp unter der Oberfläche schlummern. Sobald nur ein geringer Druck auf die soziale Oberfläche ausgeübt wird, beherrschen sie das menschliche Miteinander, das so zu einem Gegeneinander wird. Ein moderner spiritueller Weg sollte diese Ebene der Grundgefühle des inneren Kindes berücksichtigen und zu seiner Heilung anleiten.