Die Wende

Die Zerstörung unserer Lebensgrundlage, der Erde, schreitet immer weiter voran. Wir stehen unausweichlich vor einem Wendepunkt. Unsere einseitig rational geprägte, patriarchale Denkweise hat uns politisch, sozial und ökologisch an den Abgrund gebracht. Unsere Gesellschaft leidet an der Überheblichkeit, dass alles machbar, gestaltbar und kontrollierbar sei. Es ist höchste Zeit, umzukehren. Wir brauchen eine weibliche Lebensweise, eine Kultur der Gelassenheit.

Gelassenheit ist ein Heilmittel für sämtliche Streßkrankheiten. Eine Kultur der Gelassenheit wäre auch heilsam für unglückliche menschliche Beziehungen. Und sie würde uns helfen, unnötiges Leid zu vermeiden, indem wir besonnener handeln.

Zur Kultur der Gelassenheit gehört es abzuwarten, zu zweifeln, Fragen zuzulassen, sie zu stellen oder auch offen zu lassen. Es bedeutet, auf allen gesellschaftlichen Ebenen die Fähigkeiten des Zuhörens und Verstehens zu fördern.

Der weibliche Weg erlaubt es uns, Gefühle, Empfindungen und subtile Regungen zunächst umfassend wahrzunehmen, bevor wir den rationalen Verstand dazu benutzen, die Welt zu erklären oder auch zu manipulieren.

Wir zerstören die Grundlage, die uns ernährt und beschenkt, weil wir die alte Sichtweise vergessen haben, dass unsere Erde die Mutter ist. Dieses Wissen kann neu belebt werden, wenn wir einen Weg wählen, der unsere Dankbarkeit auf eine der heutigen Zeit angemessene Weise ausdrückt.

In den schamanischen Gesellschaften der Naturvölker gab es ein intuitives Verständnis für das Gleichgewicht der Natur. Ihre Rituale und Zeremonien zeugen von tiefem Respekt und großer Verbundenheit mit der Schöpfung. Viele dieser Rituale und Heilungswege sind bei uns seit langem bekannt, auch wenn sie häufig nur im Geheimen praktiziert wurden.Es ist an der Zeit, sie wieder zugänglich zu machen und weiter zuentwickeln. Wenn wir sie auf „weibliche” Weise an unsere heutigen Bedürfnisse und Kenntnisse angepasst verwenden, können uns diese Heilungswege dabei helfen, die Seele wieder zu entdecken und ihr den Platz in unserem Leben einzuräumen, der ihr zusteht.

Die Annäherung an die Göttin bringt uns auch unserem Ursprung näher. Tauchen wir ein in das archetypische Reich des göttlichen Tanzes von Bewusstheit und Seele, dann kommen wir zu einem grundlegenden Verständnis der Worte Jesu:

„In der Welt leidet ihr Drangsal; doch seid getrost:
Ich habe die Welt überwunden.”

Joh 16,33

Dann ist heute ein guter Tag zum Sterben, weil wir in jedem Moment in die absolute, unendlich liebevolle Bewusstheit hineinsterben. Wenn sich der gegenwärtige Augenblick in die Ewigkeit ausdehnt, wird dieüberwältigende Erfahrung eintreten, dass wir mit allem und jedem verbunden sind. Und es wird unser größter Wunsch sein, diese Erfahrung auch allen anderen Menschen zuteil werden zu lassen.