„Da die meisten Mönche und Nonnen wenig Angst vor dem Tode haben, den sie als die letzte und glücklichste Stufe ihrer spirituellen Reise betrachten, nehmen sie bereitwillig die frühen Anzeichen der Erkrankung wahr, die zum Tod führt. In ihren letzten Lebensmonaten übertragen sie die verschiedenen Verantwortlichkeiten, die innerhalb der Gemeinschaft in ihren Händen lagen, auf andere und widmen sich mehr und mehr dem Gebet. In den meisten Klöstern empfängt ein sterbender Mönch (…) seine Mitbrüder der Reihe nach in seiner Zelle, um sie für alles ihnen zugefügte Unrecht um Vergebung zu bitten und sich von ihnen zuverabschieden.”1
Nach unserer Auffassung sind alle Frauen Nonnen und alle Männer Mönch ein dem Kloster, das diese Welt darstellt. Die Tatsachen des physischen Todes und der Unsterblichkeit des Gewahrseins gelten für jeden Menschen gleichermaßen, ob im Kloster oder in der Welt, im Zölibat oder mit Familie. Unser Gebet lautet daher:
Mögen alle Menschen aus der kollektiven Angst vor dem Tod erwachen. Mögen sie den Tod als Vollendung und Höhepunkt ihres Lebens erkennen.
Fassen wir nun das bisher in diesem Buch Gesagte zusammen, dann lautet unsere Botschaft:
Jegliches Gewahrsein ist ein Hinweis auf die unendliche Bewusstheit; undalles Wahrnehmbare ist ein Ausdruck des Göttlichen. Ihr Gewahrsein wird nicht sterben, wenn Ihr Körper stirbt.
Doch diese entscheidende Erkenntnis, dass unser aller Gewahrsein unsterblich ist, lässt uns mit einer extrem schwierigen Frage allein:
Nun, da wir die Wahrheit über unsere Unsterblichkeit wissen, wie wollen wir leben?
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Robert van de Weyer: Leben wie im Kloster; Freiburg im Breisgau 1995 ↩︎